Vom Baum zur Landschaft

Vielleicht sollte ich in Acryl doch erst mal „Malen nach Zahlen“ probieren.

Bei einem meiner letzten Besuche im Berghaus meinte eine Teilnehmerin zu mir: „Naja, vielleicht kann man ja fehlendes Talent durch Fleiß wett machen.“ Ich musste trotzdem lachen, denn eigentlich trifft sie den Nagel auf dem Kopf. Wenn ich sehe, wie locker die anderen Teilnehmer an die Formen und Farben herangehen bin ich bestimmt kein Maler wie Josef Cramer, der in Sundern so bekannte Landschaftsmaler geschweige denn ein Picasso oder Monet. Aber ich möchte einfach malen, weil es mir Spaß macht und ich ja später einmal meine Fotografie und Malen „mischen“ möchte.
So viel üben kann ich nicht, es ist halt immer so umständlich, alles abzudecken um Zuhause malen zu können.
Aber Zeichnen, das geht in diesem Sinne einfach. Ihr nehmt einen Block, einen Bleistift und könnt euch auslassen. Von meinen Anfängen habe ich ja schon berichtet. Dann kamen die Baumstudien  hinzu.
Das fiel mir relativ leicht und ich hoffe, dass es euch auch so geht. Denn ganz gerade wie bei einem Horizont muss ein Strich nun mal nicht werden. Natürlich werde ich daran weiter arbeiten, aber erst einmal, aus reiner Freunde am tun, nahm ich mir vor, eine ganze Landschaft zu zeichnen.
Ein altes Foto – grottenschlecht geworden, weil damals noch meine und auch die Kameratechnik starke Defizite hatte – hatte ich nicht gelöscht. Das Motiv mochte ich einfach. Es fiel mir wieder in die Hände und so nahm ich es als Vorlage.
Wie anfangen???
„Also erst einmal die Bäume – die kann ich ja, dann die Brücke einfügen“ war mein erster Gedanke.
Aber alles funktionierte nicht. Mein Radiergummi wurde kleiner und kleiner.
Da fielen mir Ritas nicht gerade freundlichen Worte ein, kein Talent….
Sie malte damals an einem Portrait und hatte die Leinwand sowie ihre Vorlage in Rechtecke eingeteilt.
Hm…
Das könnte helfen.
Ein Versuch ist es allemal wert.
Also: Foto ausdrucken, in Rechtecke einteilen und mein Blatt mit Rechtecken derselben Größe, aber sehr feinen Linien, versehen.
Der Anfang war einfach.
Doch tatsächlich, durch die Rechtecke konnte ich einschätzen, wie schräg der Zaun, wie quer das Brett und wie weit vorn der Bach zu sein hatte. Das Bild war trotzdem eine Herausforderung, die ich aber gerne annahm. Einige Stunden habe ich damit verbracht, bis ich stolz sagen konnte: Fertig.

Sofort habe ich es „meinen“ Malern gezeigt und Fredo meinte lobend auf Facebook:
Fredo Ouvrier de Longwy:
Perspektive perfekt tiefe perfekt Licht und Schatten fehlen noch nicht verzagen weitermalen Respekt

Das war doch schon etwas und ich beendete erst einmal stolz mein Projekt.

Wenn ich nun besser zeichnen kann als malen, vielleicht kann ich ja da auch ein wenig Foto und Zeichnung zusammenführen.

2004 habe ich die Schule für Gestaltungstechnik beendet. Damals habe ich viel am PC gearbeitet, die alten Programme immer noch aufgespielt.
Also nahm ich das nächste Foto. Eine Kiefer, die ich einfach liebe. Sie zeigt mir bei jedem Spaziergang auf dem Gräfenberg, dass Aufgeben keine Option ist, ganz gleich wie schwer die Lage ist. Sie stand relativ allein, dem Wind voll ausgesetzt, ganz oben auf dem Berg. Sie trotzte jedem Wetter, jedem Sturm, viele Jahre.  Doch dann kam Kyrill und schien sie besiegt zu haben.  Traurig sah ich, wie sie am Boden lag, die Wurzeln ragten in die Höhe.
Aber sie kämpft bis heute um jedes bischen Leben, dass sie ihren Ästen As den wenigen Wurzeln, die im Erdreich blieben, weitergeben kann.

Es ist schwer, sie zu fotografieren, denn keine Perspektive scheint ihrem Mut und Lebenswillen gerecht zu werden.
Mir kam der Gedanke, sie in ihrem Gestern zu zeichnen und in das Bild von heute einzufügen.

Das Zeichnen fiel mir relativ leicht, denn so langsam habe ich ja Übung darin (vielleicht hilft Fleiß ja tatsächlich gegen Talentlosigkeit) Anschließend habe ich mir mit meinem Alten Programm beschäftigt. Es ist wirklich uralt und mit den heutigen modernen nicht zu vergleichen. Doch ich habe es irgendwie geschafft, den Baum transparent freizustellen und in das Bild einzufügen.
Das ist nun etwas, was ich weiter perfektionieren möchte. Denn so ist es zwar mal wieder ein neuer Anfang, aber wirklich gut? Echte Kunst?? Nein, dazu fehlt noch eine Menge.
Darum sitze ich Abends immer noch vor meinem Zeichenblock und übe.

Das Malen mit Acryl aufgeben gilt für mich ja auch nicht. Daran habe ich ebenfalls mit Fredo und Elke weiter  gearbeitet, Wie schrieb Michael Ende in meinem Lieblingsbuch immer: Das ist eine andere Geschichte und die soll ein anderes Mal erzählt werden.

 

 

 

 

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